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1. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 265

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 265 Bauern Wolf Jsebrand in der Nähe von Hemmingstedt eine Schanze er- richtet, das Dusendüwelswarf genannt, und erwarteten hier etwa 1000 Mann stark den Feind. Am Montag, dem 17. Februar, gegen Morgen hatte sich der Nordwest- wind, der schon seit dem Abend vorher wehte, zum Sturme entwickelt, der rastlos schwarze Wolken über das Land dahintrieb und ihren Inhalt, Regen, Hagel und Schnee mit einander vermischt in wilden Schauern zur Erde schleuderte. Hans von Ahlefeld, der Feldmarschall, riet vom Aufbruch ab, und einige holsteinische Adelige, die die Marsch wohl kannten, stimmten ihm bei; aber Junker Slenz, der Anführer der zu dem Heereszuge angeworbenen, aus Landsknechten bestehenden großen Garde, hatte nur Spott und Hohn für ihre Ängstlichkeit. Der Aufbruch ward befohlen, und unter Trompetenklang ging es die Norderstraße Meldorfs entlang. Voran marschierte die Garde. Junker Slenz im goldenen Harnisch an ihrer Spitze, die gewaltige, riesenmäßige Erscheinung, auf die jeder Landsknecht mit Stolz und Vertrauen blickte. Übermütig zog das stolze Corps dahin, seine Banner wehten, und aus rauhen Kehlen er- scholl der Schlachtruf: „Wahr di, Buer, de Gard de kummt!" So ging's in die fette Marsch hinein. Aber ein fürchterliches Stück Arbeit war es, auf dem Wege fortzu- kommen. Das Schlachtgeschrei der Garde, ja fast alles Reden im Zuge verstummte nach und nach völlig. Die aus den breiten Seitengräben auf den Weg geworfene Kleierde, die noch nicht festgetreten gewesen war, war vom Regen vollständig aufgeweicht, und die Füße der Menschen, die Hufe der Rosse sanken tief in den zähen Schlamm und lösten sich schwer wieder. Dabei sauste der Sturm fort, und kalter Regen, Schnee und Hagel fuhren den Marschierenden ohne Aufhören ins Gesicht, auf die die Waffen hal- tenden Hände, die nach und nach erstarrten, auf die Kleidung, die bald auch völlig durchnäßt war und den Leib fröstelnd erzittern ließ. So näherte man sich allmählich dem Dusendüwelswarf. Noch war die Schanze bei dem strömenden Regen nicht zu erkennen; alles, soweit das Auge blickte, war ein ödes Grau, Himmel und Erde gleichsam verschlingend. Da blitzt es plötzlich auf, dann ein Donner, eine Kugel fährt dicht an Junker Slenz und dem neben ihm reitenden Hauptmanne vorbei. Der Zug stockt unwillkürlich, aber Slenz weiß ihn schnell wieder zu beleben. „Jetzt haben wir die Bauern!" ruft er. „Wahr di, Buer, de Gard de kummt!" Die Garde wiederholte den Schlachtruf, und ihr in zahllosen Schlachten erprobter Mut, die Gewiß- heit, am Feinde zu sein, der Drang, vorwärts zu kommen, erwärmt für einen Augenblick die kältestarren Glieder. Auf Anordnung des Führers be- ginnt man, die Notbrücken über die Gräben rechts und links zu legen; die Schützen gehen vor und legen ihre Büchsen auf die Gabeln; aber das Pulver ist feucht geworden, und kein Schuß geht los. Von der Schanze her kommt

2. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 315

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 315 stehenden Kampfes nahmen die Mannschaften am Tage vorher das heilige Abendmahl. Am 18. April morgens 2 Uhr rückten sie in der Stille und Dunkel- heit der Nacht in die dritte Parallele ein. Acht Stunden bangen und doch freudigen Erwartens hatten sie hier zu verbringen, und manch ernster Ge- danke wird durch die Seelen der harrenden Krieger gezogen sein. „Kurze Zeit vor Beginn des Sturmes," so erzählt ein Augenzeuge, „kam ein Feld- geistlicher zu unserer Sturmkolonne und stärkte uns durch eine kurze An- sprache. Liebe Kameraden, sprach er, in wenig Minuten wird der Augen- blick da sein, in welchem euer ganzer Mut in Anspruch genommen werden wird. Ihr geht aber mit dem Bewußtsein in den Kampf, für eine gerechte Sache zu streiten. Vertrauet auf Gott und geht mit Gott! Verzaget nicht! Der Herr segne euch und gebe euch seinen himmlischen Frieden! Amen. Darauf beteten wir mit nassem Auge ein stilles Gebet, und dann rief der Prediger nochmals: Geht mit Gott! In diesem Augenblicke rief der hinter uns stehende Beobachtungsposten der Haubitzbatterie, unter der wir uns be- fanden: Noch zwei Minuten! Eine Generalsalve erfolgte; dann schwieg das Geschützfeuer, das von 4 Uhr morgens an unausgesetzt getobt hatte. Es war 10 Uhr. Eine lautlose kurze Pause folgte; dann schlugen die Trommler den Sturmmarsch; die Regimentschöre bliesen Ich bin ein Preuße, und mit tausendstimmigem Hurra ging es auf die Schanzen los." Voran ging jeder Sturmkolonne eine zum Ausschwärmen bestimmte Schützenkompanie; ihr folgten unmittelbar die Pioniere, die allerlei not- wendige Werkzeuge, als Spaten, Hacken, Äxte, Brechstangen sowie auch Pulver- säcke von je 30 Pfund mit sich führten, und in einem Abstande von 100 Schritt folgte die eigentliche Stnrmkolonne. Viele der Stürmenden sanken unter der feindlichen Kugelsaat; doch drangen die Massen unerschüttert vor, und nur wenige Minuten vergingen, da wehte das preußische Banner auf der Verbindung zwischen den feindlichen Werken Nr. Ii und Iii. Es war ein wirres Durch- einander, was das Ohr vernahm: Geknackter des Gewehrfeuers, preußische und dänische Kommandorufe, Trommelgewirbel, Kampfgeschrei. Ein Jubel erhob sich — die Schanze Nr. I war genommen; auf ihrer Höhe flatterte ein preußisches Banner. Was wäre nun noch für die tapferen Preußen un- erreichbar gewesen? Die verschiedenen Truppenteile wetteiferten, es einander zuvorzuthun. Binnen zwanzig Minuten etwa befanden die Preußen sich in dem Besitze von sechs Schanzen. Die Dänen wehrten sich zwar auf den ihnen noch übriggebliebenen Plätzen verzweifelt, aber der Tapferkeit der Preußen vermochten sie nicht zu widerstehen; es blieb ihnen nur der Tod, Flucht oder Gefangenschaft. Bald nach 12 Uhr war das Eroberungswerk vollendet und gegen '/s3 Uhr auch der starke Brückenkopf genommen, der die beiden Schiffs- brücken über den Alsensund deckte. Die Trümmer des dänischen Heeres hatten

3. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 318

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
318 Iv. Bilder aus der Erdkunde, ziger, der uns in einem Briefe den Übergang, insbesondere den der zwei- ten Kolonne, lebendig vor Augen führt: „Solange man von Alsen sprechen wird, wird dieser Übergang als ein tollkühnes Unternehmen gelten. Vielleicht barg diese Kühnheit das Geheimnis des Erfolges. Die Anordnung lautete etwa wie folgt: Um 12 Uhr nachts steht alles an den angewiesenen Plätzen; Anzug wie am Sturmtage; der Mann 80 Patronen. Schlag 2 Uhr setzt die Brigade Röder als Vortrab über den Alsensund. Das 1. Bataillon vom 24. Re- giment nimmt den rechten Flügel in der Richtung auf Arnkiel, das 2. Bataillon vom 24. nimmt die Mitte, sechs Kompanieen vom 64. Regiment nehmen den linken Flügel und steuern auf Arnkiel-Öre. Die ersten Kompanieen, die das feindliche Ufer erreichen, stürmen die dortigen Schützengräben und Batterieen. Wenn dies geschehen ist, wendet sich das 1. Bataillon vom 24. auf das abgebrannte Gehöft Arnkiel, das 2. Bataillon durchstreift die Fohlenkoppel bis zum südlichen Ausgang der- selben ; die Vierundsechziger säubern den äussersten linken Flügel an der Augustenburger Förde und dringen ebenfalls bis zum Südrande der Fohlenkoppel vor. Hier warten Vierundzwanziger und Vierundsechziger weitere Befehle ab. Am 28. abends halb zehn Uhr marschierten wir nach dreimaligem Hoch auf den König aus der Büffelkoppel. Um D/a Uhr morgens mach- ten wir Halt dicht hinter einer am Strande gelegenen Ziegelei. Von hier aus sollten wir übergehen. Die Pioniere und die zu ihrer Hilfe- leistung befehligten Schiffer waren eben damit beschäftigt, die Boote ins Wasser zu bringen — eine mühevolle und nicht ganz geräuschlose Arbeit. Dennoch blieb am jenseitigen Ufer, das man auf 800 Schritt in der Dämmerung erkennen konnte, alles in geheimnisvoller Stille. Nun, — macht euch fertig! Zwei Uhr. Es kam der Befehl zum Einsteigen. Die Leute mussten, da viele unserer Boote auf den Kiel gebaut und die Ufer sehr flach waren, bis an den Leib ins Wasser. Ein angeneh- mes Morgenbad! Die Patronen waren im Brotbeutel um den Hals ge- bunden. Ungeachtet aller dieser Hindernisse ging das Einsteigen rasch von statten. Drei Minuten nach 2 Uhr schwammen wir auf dem Alsensund. Die 5. Kompanie und ein Teil der 6. hatte die Spitze. Unser Boot war unter den vordersten. Wenn wir nach links hin blickten, nordwärts nach Arnkiel-Öre zu, sah es in der Morgendämmerung aus, als schwäm- men Züge wilder Enten über den Sund. Alles still. Peinlichste Erwar- tung. Die Ruderer griffen rascher ein; da mit einem Male brach ein Donnerwetter über unsern Köpfen los. Granaten-, Kartätsch- und Ge- wehrfeuer begrüfsten uns vom andern Ufer: Feuerzeichen brannten auf

4. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 319

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 319 6er ganzen Insel. Das 1. Bataillon vom 60. Regiment, das vollständig aufgelöst am Rande des Satruper Holzes von dem Augenblick an, wo wir entdeckt waren, durch Schnellfeuer unsern Übergang decken sollte, knatterte jetzt über den Sund hin; — man war von hinten kaum siche- rer als von vorn. Trotz aller Gefahr das grofsartigste Feuerwerk, das ich all mein Lebtag gesehen habe. Hurra! vorwärts, vorwärts! waren die ununterbrochenen Rufe. Es war zauberhaft. Die Kartätschen plät- scherten um einen herum, dass das Wasser hoch aufspritzte. Eine Gra- nate schlug einen Kahn unserer Kompanie in Stücke; eine ganze Wand war weggerissen; im Augenblick gingen Boot und Mannschaften in die Tiefe. Alles schrie auf; die nächsten Boote wollten retten. Vorwärts! donnerte eine Kommandostimme dazwischen. Es stand Grösseres auf dem Spiele! Drei Mann ertranken; die andern schwammen glücklich dem Ufer zu. Die 5. Kompanie war die erste am Ufer. Mit Hurra ging es die steile Uferwand hinauf auf die Schützengräben zu. Was sich wehrte, wurde niedergemacht, andere wurden gefangen genommen. Noch andere wichen der Fohlenkoppel zu, wir hinterdrein, — es war wieder das reine Kesseltreiben. Am Rande hielten wir, um Atem zu schöpfen. Aber fast im selben Augenblick kam General Röder zu uns heran und rief uns schon von weitem und rückwärts deutend zu, die Strandbatterie zu nehmen, an der wir in unserm Verfolgungseifer vorbeigestürmt waren, ohne ihrer zu achten. Nun also kehrt! Wahrhaftig, da kracht es von derselben Uferstelle aus, an der wir gelandet waren, oder doch keine 200 Schritt von ihr entfernt über den Alsensund hin, als ob wir noch alle auf dem Wasser schwämmen und nicht schon am Rande der Fohlen- koppel stünden. Aber es waren die letzten Schüsse aus dieser Schanze. In zehn Minuten war sie unser; drei schwere Geschütze samt einer An- zahl Espingolen, dazu 2 Offiziere und 50 Mann fielen in unsere Hände. Die Gefangenen wurden dem Ufer zugetrieben und dort von den rück- kehrenden Booten aufgenommen. Wir schwenkten dann wieder rechts, bis wir unter fortwährendem leichten Gefecht den Südrand der Fohlen- koppel erreicht hatten. Hier machten wir Halt. Zur Rechten, dem Alsensunde zu, hatten wir das 1. Bataillon unseres Regiments; zur Linken, der Augustenburger Förde zu, die sechs Kompanieen vom Olsten. In dieser Stellung warteten wir die Befehle zu weiterem Vor- gehen ab. Es mochte drei Uhr geworden sein.“ Der Übergang nach Alsen ist eine glänzend rasche That gleich dem Düppelsturm. Die ersten sechs Schanzen waren in zehn Minuten genommen worden; man darf sagen, in ebenfalls zehn Minuten wurde Alsen genommen. Zwar hatte die Brigade Röder nach ihrer Landung

5. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 322

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
322 Vi. Bilder aus der Erdkunde, König Wilhelm ruft seine Unterthanen zu den Waffen, da entstand eine ge- waltige Bewegung unter allen treuen Preußen, nicht nur soweit die Macht der'hohenzollern reichte, nicht nur bis zu den schwarz-weißen Grenzpfählen sondern weit darüber hinaus. Aus den entlegensten Ländern kamen die Wehrpflichtigen herbeigeeilt. Sie zogen in Hellen Haufen oder einsam ihren Weg, in einem Lande bewundert, im anderen verspottet, aber überall wie Männer, die nichts kümmert als ihre Pflicht. In dem Dorfe Lunow in der Uckermark lebte eine Witwe, deren Sohn Reservist mar aber Hunderte von Meilen weit tief in Rußland in Arbeit stand. Jetzt erhielt sie von ihm aus einer preußischen Stadt den folgenden Brief: Meine geliebte Mutter! ... Ich arbeitete in Orly (bei Pskow), dreißig Meilen von Petersburg. Nachrichten von Deutschland hatte ich so wenig wie irgend ein anderer Landsmann, deren wir wohl 300 in der Stadt waren. Preußen waren 120 dabei; die anderen waren meist Sachsen und Bayern. Eines Tages wurde uns bekannt, daß der Kaiser nach der Stadt käme. Alles war in Bewegung, ihn würdig zu empfangen. Bevor aber der Tag herankam, erhielten wir noch eine andere Nachricht durch die preußische Ge- sandtschaft in Petersburg, nämlich: das Vaterland sei in Gefahr, und der König rufe alle braven Preußen ins Vaterland zurück. Einer sagte es dem andern, aber alle hatten wir nur den einen Gedanken: Auf nach Preußen und das Schwert in die Hand! Das war der Ruf, mit dem wir an dem- selben Tage die Arbeit kündigten. Liebe Mutter, es blieb nicht ein Preuße da. Der Tag unserer Abreise war derselbe, an dem der Kaiser kam. Schon früh war das Militär auf dem Bahnhöfe, um ihn zu empfangen. Wir ver- sammelten uns, um Rußland vielleicht für immer zu verlassen. Es hatten sich viele Neugierige um uns versammelt, die unseren Abmarsch erwarten und mit ansehen wollten. Jeder von uns hatte eine schwarz-weiße Schärpe erhalten; und nun, ein Musikcorps an der Spitze, marschierten wir unter den Klängen des Liedes „Ich bin ein Preuße" dem Bahnhöfe zu. Da öffneten sich die Fenster, und mancher Abschiedsgruß wurde uns von den Russen, denen wir liebe Gäste sind, nachgesandt. Aus einmal erschallt Militärmusik vor uns. Der Kaiser ist da und kommt an der Spitze seiner Garden in die Stadt. Wir wollen ausbiegen in eine andere Straße, aber das geht nicht mehr, und der Kaiser hält plötzlich vor uns. Halt! erschallt es, und alles ist totenstill; die Russen kreideweiß vor Angst, wir ruhig und gelassen wartend, was kommen würde. Da reitet der Kaiser, nachdem er uns eine Zeit lang gemustert, an uns heran: „Wer seid ihr?" — „Preußen, Ew. Majestät!" Ich stand ihm zu- fällig am nächsten und mußte antworten. „Was bedeutet dieser Aufzug?" — „Wir ziehen in unser Vaterland zurück." — „Gefällt es euch in meinem Lande nicht mehr, oder treibt man euch hier fort?" Liebe Mutter, da trat

6. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 324

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
324 Iv. Bilder aus der Erdkunde, majestätisch sass er hoch zu Rosse; der Anblick dieser Heldengestalt er- füllte die Seinigen mit Begeisterung. Er achtete nicht darauf, dass Kanonenkugeln dicht neben ihm vorüberflogen und in die Erde ein- schlugen. Plötzlich saust eine Granate heran und tötet einige Soldaten in seiner Kühe. Der König hatte seinen Blick auf die Schlachtreihen gerichtet und merkte gar nicht, wie sehr sein Leben bedroht war. Keiner seiner Begleiter wagte es, ihn zu bitten, dass er sich nicht so der Gefahr aussetze. Nur einer hatte den Mut; es war Graf Bismarck, des Königs erster Ratgeber und Minister. Er ritt an den König heran und sagte: „Ich bitte Ew. Majestät, Ihr Leben nicht in Gefahr zu bringen!" Der König sagte mit freundlichem Ernste: „Sie haben recht gethan. Aber wie kann ich davonreiten, wenn mein Heer im Feuer steht? Bei diesen Tapferen ist mein Platz. Ich weiss, wohin ein König von Preussen gehört.“ Auf der ganzen Linie tobte die Schlacht, am blutigsten vor Sa- dowa und dem dichten Gehölz, aus dem ein furchtbares Geschützfeuer die anstürmenden Preussen empfing. Diese nahmen eine Höhe nach der anderen, aber um Mittag stand die Schlacht: vorwärts konnten die Preussen nicht weiter, rückwärts wollten sie nicht. Sehnsuchtsvoll schauten sie alle nach der linken Seite hin, woher der Kronprinz kommen sollte. Da zeigten sich endlich um 1 Uhr weit links hinter den Anhöhen aufschiefsende Rauchwölkchen. „Der Kronprinz, der Kronprinz, er ist es!“ so lief es von Mund zu Mund, und neuer Mut und neue Kraft durchströmte die ermatteten Preussen. Der Kronprinz war zur rechten Zeit aufgebrochen, aber die grundlosen Wege und eine starke feindliche Abteilung hatten seinen Marsch aufgehalten. Dennoch war er mit den Garden zur bestimmten Stunde da, und zwischen 2 und 3 Uhr war seine ganze Armee im Kampfe. Nun gab es kein Halten mehr für die Österreicher. Ihre linke Flanke ward von General Herwarth, ihre rechte vom Kronprinzen gesprengt. Das preussische Geschütz erschien nun auf den Höhen und räumte furchtbar unter den Fliehenden auf. Jetzt stellte sich König Wilhelm selbst an die Spitze seiner Reiterei, um den Sieg zu vollenden. Als der greise Held dahinflog, umbrauste ihn tausendstimmiger Jubel; „Heil dir im Siegerkranz“ erscholl es, wohin er kam. Und noch an demselben Abend begegnete er auf dem Schlachtfelde seinem sieggekrönten Sohne, dem Kronprinzen, den er nach Wochen so zum ersten Male wiedersah. Vater und Sohn stürzten sich in die Arme, und heisse Thränen der Freude strömten über ihre Wangen. Nach Keck.

7. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 330

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
330 Iv. Bilder aus der Erdkunde, 7. um die Tapfern, die Treuen, die Wacht am Rhein, um die Brüder, die heute gefallen, um sie alle — es ging uns durch Mark und Bein — erhub sie gebrochenes Lallen. 8. Und nun kam die Nacht, und wir ritten hindann; rundum die Wachtfeuer lohten; die Rosse schnoben, der Regen rann, — und wir dachten der Toten, der Toten. Fremgrath. 316. Napoleon und Bismarck nach der Schlacht bei Sedan. (Aus einem Briefe Bismarcks.) Vendresse *), 3. September. Vorgestern vor Tagesgrauen verließ ich mein hiesiges Quartier, kehre heute zurück und habe in der Zwischenzeit die große Schlacht von Sedan am 1. erlebt, in der wir gegen 30 000 Gefangene machten und den Rest der französischen Armee, der wir seit Bar le Duc nachjagten, in die Festung warfen, wo sie sich mit dem Kaiser kriegsgefangen ergeben mußte. Gestern früh 5 Uhr, nachdem ich bis 1 Uhr früh mit Moltke und den französischen Generalen über die abzuschließende Kapitulation verhandelt hatte, weckte mich General Reille8), den ich kenne, um mir zu sagen, daß Napoleon mich zu sprechen wünschte. Ich ritt ungewaschen und ungefrühstückt gegen Sedan, fand den Kaiser im offenen Wagen mit drei Adjutanten und drei zu Pferde daneben auf der Landstraße vor Sedan haltend. Ich saß ab, grüßte ihn ebenso höflich wie in den Tuilerien und fragte nach seinen Be- fehlen. Er wünschte, den König zu sehen. Ich sagte ihm der Wahrheit gemäß, daß Se. Majestät drei Meilen davon, an denuorte, wo ich jetzt schreibe, sein Quartier habe. Auf Napoleons Frage, wohin er sich begeben solle, bot ich ihm, da ich der Gegend unkundig, mein Quartier in Doncherp 4) an, einem kleinen Orte in der Nähe dicht bei Sedan; er nahm es an und fuhr von seinen sechs Franzosen, von mir und von Karl 5), der mir inzwischen nachgeritten war, geleitet durch den einsamen Morgen nach unserer Seite zu. Vor dem Ort wurde es ihm leid wegen der möglichen Menschenmenge, und er fragte mich, ob er in einem einsamen Arbeiterhause am Wege absteigen könne. Ich ließ es besehen durch Karl, der meldete, es sei ärmlich und unrein. „Das macht nichts aus", meinte Napoleon, und ich stieg mit ihm eine gebrechliche, enge Stiege hinauf. In einer Kammer von zehn Fuß im Geviert, mit einem fichtenen Tische und zwei Binsenstühlen saßen wir eine Stunde; die andern waren unten. Ein gewaltiger Kontrast mit unserm letzten Beisammensein 1867 in den Tuilerien! Unsere Unterhaltung war schwierig, wenn ich nicht Dinge 0 Spr. Wang'drähß. 2) Dük. 8) Rejj'. 4) Dong'scheri. b) Bismarcks Reitknecht.

8. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 335

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 335 als eine Pflicht gegen das gemeinsame Vaterland betrachtet haben, diesem Rufe der verbündeten deutschen Fürsten und Städte Folge zu leisten und die deutsche Kaiserwürde anzunehmen. Demgemäß werden Wir und Unsere Nachfolger an der Krone Preußen fortan den kaiserlichen Titel in allen Unsern Beziehungen und Angelegen- heiten des deutschen Reiches führen und hoffen zu Gott, daß es der deutschen Nation gegeben sein werde, unter dem Wahrzeichen ihrer alten Herrlichkeit das Vaterland einer segensreichen Zukunft entgegenzuführen. Wir übernehmen die kaiserliche Würde in dem Bewußtsein der Pflicht, in deutscher Treue die Rechte des Reiches und seiner Glieder zu schützen, den Frieden zu wahren, die Unabhängigkeit Deutschlands, gestützt auf die geeinte Kraft seines Volkes, zu verteidigen. Wir nehmen sie an in der Hoffnung, daß dem deutschen Volke vergönnt sein wird, den Lohn seiner heißen und opfermutigen Kämpfe in dauerndem Frieden und innerhalb der Grenzen zu genießen, welche dem Vaterlande die seit Jahrhunderten entbehrte Sicherung gegen erneute Angriffe Frankreichs gewähren. Uns aber und Unsern Nachfolgern an der Kaiserkrone wolle Gott ver- leihen, allezeit Mehrer des deutschen Reiches zu sein, nicht an kriegerischen Eroberungen sondern an den Gütern und Gaben des Friedens auf dem Gebiete nationaler Wohlfahrt, Freiheit und Gesittung! Gegeben Hauptquartier Versailles den 18. Januar 1871. Wilhelm." Kaum war des Kanzlers letztes Wort verhallt, so trat der Großherzog von Baden vor und rief mit erhobener Rechten: „Seine Majestät der deutsche Kaiser, König Wilhelm lebe hoch!" Da brauste der Kaiserruf zum ersten Male durch die goldenen Räume; da neigten sich die mit den Siegen von Leipzig und Waterloo, von Düppel, Königgrätz, Wörth, Gravelotte und Sedan ge- schmückten Banner huldigend vor ihrem nun kaiserlichen Kriegsherrn. Als erster Diener im Reich aber trat der Kronprinz tiefbewegt vor den Vater hin und beugte sein Knie zum huldigenden Handkuß. Der Kaiser aber hob ihn empor, umarmte und küßte ihn. In den Augen ergrauter Krieger sah man manche Freudenthräne glänzen. Die Musikcorps hatten sich unterdessen in dem an die Spiegelgalerie an- stoßenden Saale aufgestellt und begrüßten den Kaiser, als er in Begleitung der Fürsten und Generale den Festraum verließ, mit dem Hohenfriedberger Marsch. „Unser Fritz" aber führte von diesem Tage an den ihm vom Kaiser verliehenen Titel Kronprinz des deutschen Reiches und von Preußen. Nötige.

9. Schleswig-holsteinischer Kinderfreund - S. 323

1901 - Neuwied [u.a.] : Heuser
Sage und Geschichte. 328 ich noch einen Schritt weiter vor und sagte: „Nein, Majestät! aber unser König ruft uns, unser Vaterland retten zu helfen, das der Feind bedroht; und da dürfen wir nicht fehlen!" Da leuchtete es hell auf in seinen Augen; lange betrachtete er uns, dann sprach er: „Ihr werdet es auch nicht mehr retten." Mutter, da zuckte ein heißer Schmerz durch unsere Brust; so groß hatten wir uns die Gefahr nicht gedacht. „Dann werden wir uns mit ihm begraben lassen!" Das war der Ruf, mit dem wir ihm antworteten. Da habe ich gesehen, wie der Mann, vor dem Millionen zittern, mit Mühe seine Thränen, die ihm in die Augen drangen, zurückhielt. „Zieht in Frieden, thut eure Pflicht und baut auf Preußens Freunde! Es wird nie untergehn, wie die Zeit- sich auch gestalten mag. Geht mit Gott!" Dann sprach er einige Worte mit seinem Adjutanten, ein Wink mit der Hand, und die Musik vom Garderegiment Jngermanland war an unserer Spitze; dann: Präsentiert's Gewehr! und unter dem Rufe: „Es lebe der Kaiser, es leben die Prussek!" unter dem donnernden Rufe der Garde zogen wir weiter. Das, liebe Mutter, war ein schöner Augenblick meines Lebens, den ich nie ver- gessen werde. Jetzt bin ich nun wieder in Preußen, um das Weitere abzu- warten, und habe sofort an Dich schreiben wollen. Pierson. 310. Die Schlacht hei Königgrätz. (3. Juli 1866.) Der österreichische Oberbefehlshaber, Generalfeldzeugmeister von Benedek, hatte eine äusserst feste Stellung auf den Hügeln einge- nommen, die sich südöstlich von Sadowa bis in die Nähe der Elbfestung Königgrätz hinziehen; auf eine Linie von etwa 2 Meilen Ausdehnung hatte er seine gesamte Macht, ungefähr 250000 Mann, zusammenge- zogen. In der Nacht vom 2. auf den 3. Juli empfing der König die sichere Nachricht, dass Benedek einen Angriff unternehmen wolle. Gern hätte der König den durch die Schlachten und Märsche erschöpften Truppen einige Rasttage gegönnt, aber nun galt es, dem Feinde zuvor- zukommen. Prinz Friedrich Karl, der den Österreichern zunächst stand, sollte frühmorgens den ersten Angriff machen; General Herwarth sollte den Feind an seinem linken Flügel packen, wo die Sachsen standen; der Kronprinz aber, dessen Truppen fast einen ganzen Tagemarsch ent- fernt lagen, sollte schliesslich von Osten her eingreifen und wo möglich die Entscheidung bringen. Der verhängnisvolle 3. Juli brach an. Dunkle Wolken bedeckten den Himmel; den ganzen Tag hielt ein starker Regen an, der die Wege fast bodenlos machte. Um 7 Uhr fiel von Sadowa her der erste Kanonen- schuss, und der grosse Kampf begann. Der König selbst übernahm die Oberleitung der Schlacht. Ruhig und 21*
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